Ich bin diese Woche zum sogenannten ‚Raushüpfen‘ in einer unserer evangelischen Kitas eingeladen. Beim Raushüpfen werden in dieser Kita diejenigen Kinder verabschiedet, die nach den Sommerferien in die Grundschule kommen. Mit einem Trampolin hüpfen sie über den Zaun des Kindergartens in den neuen Lebensabschnitt. Vorher werden bekommen die Kinder den Segen Gottes mit auf den Weg.
Ich habe über das Raushüpfen nachgedacht. Tatsächlich gibt es diese Übergänge und Neuanfänge bei uns im Leben ja immer wieder.
Da wechselt man den Beruf, verabschiedet sich im Kollegium mit einem Kuchen und muss sich dann in einem neuen Büro oder Team neu einfinden. Oder man zieht um. Ich habe das während meines Studiums und der Ausbildung danach öfters durchgemacht. Verabschiedungen von den Freunden, das letztes Mal dies, das letztes Mal das und dann, wenn die letzte Kiste aus der Wohnung getragen ist, geht’s los.
Ich muss zugeben, dass mir solche Neuanfänge eher schwer fallen. Wie ein lockeres Raushüpfen hat es sich meistens nicht angefühlt. Manchmal eher wie ein Sprung ins kalte Wasser. Manche solcher Sprünge geschehen ja auch eher notgedrungen, weil’s eben sein muss. Ich höre oft, dass die Kindergartenkinder gerne noch länger dorthin gegangen wären, noch ein bisschen weiter spielen, bevor der ‚Ernst des Lebens‘ anfängt.
Ein Umzug ins Heim ist unvermeidlich, aber das alte Wohnhaus nach mehreren Jahrzehnten verlassen doch mehr als ein kleiner Hüpfer über die Schwelle.
Letztes Jahr habe ich bei dem Sommerfest einer anderen Kita ein Lied kennengelernt. Der Text lautet im Refrain:
Stell dich in die Sonne wärme dein Gesicht. Spring hinein ins Leben, mitten ins Licht. Zeig, was du kannst, Verstecke dich nicht. Vertraue auf Gottes Segen und fürchte dich nicht!
Da ist er wieder der Sprung oder Hüpfer ins Leben, mitten ins Licht. Das Lied wirft den Blick eher auf die positiven Seiten eines solchen Sprungs. Man kann sich noch einmal ganz neu zeigen, ja vielleicht sogar neu erfinden. Und auf der anderen Seite wartet kein kaltes Becken, sondern Licht. Ein warmes Lächeln, ein aufmunterndes Zunicken, ein Überraschungsmoment.
Also warum nicht mal einen kleinen Sprung in diesem Sommer wagen?
Etwas, was Sie immer vor sich hergeschoben haben oder nie getraut, vielleicht auch ein längst überfälliger Hüpfer in was Neues. Um den Sprung zu wagen, braucht es Hoffnung.
Ich habe einmal gelesen, dass das Wort seinen Ursprung in „hopen“, hopsen, hüpfen hat. Hoffen setzt in Bewegung. Wenn ich hoffe, dann hüpfe ich aus dem, was ist, hinaus in das, was noch nicht da ist. Immer im Vertrauen darauf, dass Gott eine gute Zukunft mich bereit hält.
Eine gesegnete Sommerzeit wünscht,
Ihre Pfarrerin Charlotte Behr