Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. Offenbarung 1,18
Liebe Schwestern und Brüder!
Ostern! Fest der Auferstehung Christi. So feiern wir es. „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden“, mit diesem Ostergruß grüßen sich auch heute noch Christen in aller Welt an diesem Ostertag. Das Leben siegt über den Tod. Der, den alle abgeschrieben haben und der elendig am Kreuz sein Leben ließ, ist nicht mehr im Tode, Gott hat ihn von den Toten auferweckt und hat damit dem Tode ein für alle Mal die Macht genommen. Das unterscheidet dann diesen einen Jesus von Nazareth von allen anderen Märtyrern, von allen gefolterten, geschlagenen und getöteten Menschen, die es zu allen Zeiten gegeben hat und, leider, auch immer wieder geben wird. Hier zu Ostern wird dann deutlich, dass es der Sohn Gottes war, der hier auf die Erde gekommen ist, um uns diese unendlich große Liebe Gottes zu zeigen, die größer ist als aller Hass, alle Gewalt und auch all unsere Vernunft. Ostern, das ist wohl das größte Fest der Christenheit; denn hier geht es um uns, um unser Leben, das aus der Sphäre des Todes, der Vergessenheit und der Geschichte herausgeholt wird und in das helle Licht eines neuen Lebens gestellt wird. Zu Weihnachten haben die Engel geweint, denn sie wussten, was auf ihren Herrn zukommt, aber zu Ostern, da haben sie gelacht, denn es war alles vollbracht, so heißt es in einer alten Legende.
Doch dagegen steht eine andere Wirklichkeit, eine Wirklichkeit, die wir sehen, in der wir leben müssen und die steht diesem Jubel, der da zu Ostern ausbricht diametral entgegen. Und diese Wirklichkeit lässt den Jubel auf unseren Lippen quasi gefrieren. Da, wo ich diese Zeilen schreibe, berichtet uns das Fernsehen, dss russische Bomben und Granaten in den Grenzgebieten Menschen auf ihrem Gang zum Gottesdienst am Palmsonntag getötet haben. Selbst der Gottesdienst und der Sonntag ist den Machthabern dieser Welt nicht mehr heilig. Aber nicht nur hier, in der Ukraine, auch in anderen Gebieten geht es so zu. Ein Arzt aus der Gruppe „Ärzte ohne Grenzen“ berichtet, wie Krankenhäuser bombadiert werden und Frauen, Kinder und alte und kranke Menschen einfach so sterben. Hunger Armut und die ewige Angst, sterben zu müssen, regiert dort im Gazastreifen das Leben der Menschen. Was bedeutet da die Auferstehung Jesu Für uns heute in unserer fürchterlichen Zeit?
Jesus ist auferstanden! Ja so lautet die Osterbotschaft. Und so wie er in dieser Welt gestorben ist, ist er auch hier auferstanden, so bezeugen es uns die Frauen am Grab, früh, am Ostermorgen. Und doch ist nicht mehr alles so, wie es war. Auferstehung bedeutet nicht die Fortsetzung des Alten, so als wäre nichts geschehen, es ist ein vollkommener Neuanfang. Die Schlüssel des Todes und der Hölle hat nun ein anderer, nicht mehr ein blindes Schicksal oder die Waffen der Mächtigen, sondern allein dieser Christus. So sagt es uns der Seher Johannes. Leben ist somit nicht nur ein zufälliges „Hineingeworfensein“ in die Zeit, aus der wir, wann auch immer und durch wen oder was auch immer wieder herausgenommen werden. Leben ist immer gewolltes Leben, von Gott gewolltes Leben, einzigartig, kostbar und unverwechselbar. Das ist vielleicht das erste, was uns an diesem Osterfest durch die Auferstehung Christi deutlich werden kann. Denn seine Auferstehung ist kein Selbstzweck, sie geht unserer voran. So wertvoll sind wir in den Augen Gottes, dass er auf diese menschliche Weise durch den Tod das Leben siegen lässt. Auf dem Friedhof in meiner alten Gemeinde hing an der Friedhofskapelle ein übergroßes Schild, auf dem stand: Bei Gott ist der Tod nie das Letzte. Jeder, der nach einer Trauerfeier aus der Kapelle kam, musste dieses Schild sehen. Es war das, was jeden auf seinem Gang auf den Friedhof begleitete.
In unserer Zeit bedeutet das aber doch, dass uns nichts von dieser Liebe Gottes scheiden kann und nichts das Leben, das immer in Gott aufgehoben ist, vernichten kann. Über allem steht dieser Gott mit seiner Liebe und seinem Leben für uns. Und das beginnt nicht erst mit dem Tod, sondern da, wo wir ihm und dem Leben vertrauen auch in einer Zeit des Todes. Dass wir darauf bauen dürfen, dass Gott längst unterwegs ist, um unser Leben zu retten. Und darum dürfen wir auch in diesem Jahr wieder Ostern feiern. Auch heute gilt noch: Das Leben ist stärker als der Tod.
Und nun wünsche ich euch allen frohe Ostern und: bleibt alle gesund.
Euer P. Gräwe