Trauer um Christa Treichel

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Trauer um Christa Treichel

Christa Treichel, Pfarrerin und ehemalige Kollegiale, ist am 9. Mai im Alter von 97 Jahren verstorben. Pfarrer Thomas Hartmann erinnert an ihr Wirken in Spandau:

Um diese herrliche Frau in ihrer Dynamik und Lebendigkeit auch nur ansatzweise zu beschreiben, muss ich auf ein Erlebnis mit Christa Treichel zurückgreifen: Es war ein Vormittag anlässlich des Geburtstages meiner Frau, zu dem Frau Treichel zum Gratulieren erschienen war. Als sie sich nach meinem Befinden erkundigte, musste ich ihr mitteilen, dass mich derzeit heftige Rückenschmerzen plagten. Ehe ich mich versah, lag Frau Treichel auf dem Boden und zeigte mir einige gymnastische Übungen, die mir in Folge auch prompt Linderung verschafften. Ich meine, das war anlässlich des 60. Geburtstages meiner Frau. Demnach war Frau Treichel damals als Jahrgang 1926 Ende siebzig.

Ich lernte Frau Treichel zunächst ab 1978 auf unseren Pfarrkonventen kennen, wo sie als Mitglied des Leitungskollegiums in den Jahren 1972 bis 1974 und dann nochmals von 1980 bis 1987 von den Zusammenkünften der Ephoren Westberlins berichtete. Das tat sie stets sehr engagiert und mit Verve, wobei im Vollzuge der bewegten Schilderungen das Auf- und Abnehmen der Brille die Dramatik unterstrich, was uns immer wieder sehr amüsierte. 

v. hi. n. vo.:  Susanne Jäger-Gerlach, Christa Treichel, Jochen Muhs, Thomas Hartmann,  Fritz Neidiger und Henning Heyde

Näher lernten wir uns kennen, als ich 1983 ebenfalls ins Kollegium kam und wir mit Pfr. Henning Heyde, Pfrn. Susanne Jaeger-Gerlach, Pfr. Jochen Muhs, Oberstudienrat Fritz Neidiger und dem Richter Bernd Rocca sehr harmonisch zusammenarbeiteten. Damals lernte Frau Treichel auch meine Frau kennen, die sie als ehemalige Katechetin für die Konfirmanden- und Jugendarbeit in der Gemeinde Am Falkenhagener Feld gewinnen konnte, wo Christa Treichel von 1972 bis zu ihrer Pensionierung 1991 zusammen mit Pfr. Hartwig Schurig und dann mit Pfr. Rudolf Mende tätig war. 

Der Weg bis dahin war für Frau Treichel in der damaligen Landeskirche nicht einfach. Frauen wurden damals nach den Examina und der Vikarszeit zwar ordiniert, konnten aber nicht Pfarrerinnen werden. Bezeichnungen wie „Pfarrvikarin“ oder „Pastorin“ waren das Normale. So geschah es auch mit Frau Treichel: Im April 1958 wurde in der heute nicht mehr existierenden Dreieinigkeitsgemeinde Haselhorst eine Pfarrvikarinnenstelle errichtet, die sie dann wahrnahm.

In all diesen Jahren habe ich Frau Treichel als eine intensive Seelsorgerin, schwungvolle Predigerin und jungen Menschen äußerst zugewandte Person erlebt. Ganz ihrem Wesen entsprechend kaufte sie sich nach ihrer Pensionierung in Falkensee einen Hausanteil mit einem kleinen Garten. Trotz aller Warnungen konnte sie diese neue Bleibe noch jahrelang genießen. Ein besonders schöner Anlass war ihr Gartenfest anlässlich ihres Ordinationsjubiläums im August 2015. Manch alter Kollege erschien da wie Pfr. Klaus Feierabend und Pfr. Joachim Heinze, die leider nicht mehr unter uns weilen.

So will ich Christa Treichel auf diesem Wege danken für ihre menschliche Bereicherung und offene Beständigkeit, die für meine pfarrerliche Existenz eine Bereicherung war.


Personen auf dem Titelfoto von li. n. re: Bernd Rocca, Thomas Hartmann, Christa Treichel, Susanne Jäger-Gerlach und Fritz Neidiger

Lesen Sie auch die Ansprache zur Trauerfeier von Pfarrer i.R. Hartmut Diekmann am 27. Mai auf dem Friedhof in den Kisseln


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